"Seife erlebt eine Renaissance"

Frau John, wie lange arbeiten Sie schon bei CREMER und wie hat Ihre Laufbahn hier begonnen?

Ich habe vor 21 Jahren bei CREMER als Auszubildende zur Außenhandelskauffrau begonnen. Damals hieß CREMER OLEO noch „Öle und Fette“ und war eine Abteilung innerhalb der Peter Cremer GmbH. 

Nach meiner Ausbildung wollte ich eigentlich nur noch ein bis zwei Jahre bleiben, um etwas Berufserfahrung zu sammeln. Daraus sind inzwischen mehr als 20 Jahre geworden (lacht). 

 

Welche Aufgaben haben Sie bei CREMER OLEO seitdem übernommen?

Zunächst habe ich einige Jahre in der Auftragsabwicklung gearbeitet. Dann erhielt ich das Angebot, den Bereich „Soap Noodles“, also Seifennudeln, als Produktmanagerin zu übernehmen. Das habe ich mir damals erst nicht so richtig zugetraut. Aber wenn man gefragt wird, kann man sich das ja mal anschauen.

Ich bin einfach ins kalte Wasser gesprungen. Inzwischen arbeite ich seit mehr als 13 Jahren in dieser Position.

 

Woraus besteht Seife eigentlich?

Seife besteht in unserem Fall hauptsächlich aus pflanzlichen Ölen wie Palm- oder Palmkernöl, aber auch aus Oliven- oder Kokosöl. Traditionell wurde Seife aus tierischen Fetten hergestellt. Aber da der Trend schon lange eher in Richtung pflanzlicher und veganer Produkte geht, werden inzwischen die meisten Seifen aus pflanzlichen Ölen hergestellt.

Aus welchen Ländern kommen Ihre Rohstoffe?

Die palmbasierten Soap Noodles kommen aus Malaysia und Indonesien. Wir bieten zudem eine Qualität auf Basis von Biopalmöl an, die aus Kolumbien kommt. Hier wird auch unser Bio-Glycerin hergestellt.

Für speziellere Kundenanfragen und palmfreie Qualitäten beziehen wir Soap Noodles aus Griechenland. Unsere Shea Butter kommt aus Afrika, hauptsächlich aus Ghana und Burkina Faso.

 

Was ist eigentlich eine Seifennudel und wofür wird sie verwendet?

Seifennudeln sind quasi fertige Seifenpellets, aus denen unsere Kunden Stückseife herstellen. Sie müssen nur noch ihren eigenen Duft und wenn gewünscht Farbe hinzufügen, mixen, pressen und fertig ist das Seifenstück. Unsere Seifennudeln machen eigentlich schon etwa 95 Prozent der Seifen aus, der Rest ist Verpackung und Marketing.

Die Nachfrage nach festen Seifen und Shampoos ist stark gestiegen."

Wer sind Ihre Kunden?

Wir haben ein sehr breit aufgestelltes Kundenspektrum: Von großen namhaften Herstellern bis hin zu Manufakturen und kleinen Familienbetrieben beliefern wir Kunden weltweit mit unseren Produkten. Einige kaufen ein paar Tausend Tonnen Rohstoff pro Jahr. Andere benötigen nur eine halbe Palette.

Besonders schön ist es zu sehen, wenn sich kleine Hersteller weiterentwickeln und vom Garagenbetrieb irgendwann zum mittelständischen Unternehmen werden. Das sind die treuesten Kunden, denn oft haben wir sie von Anfang an begleitet.

 

Wie hat CREMER OLEO die Kundenbetreuung organisiert?

Wir haben weltweit Büros, die jeweils unterschiedliche Märkte betreuen. Unsere Kolleg:innen in Singapur kümmern sich um Asien, Afrika, Neuseeland und Australien. Peter Cremer North America (PCNA) übernimmt den amerikanischen und kanadischen Markt. In Europa steuern wir das Kundengeschäft aus Hamburg, haben aber auch eine Kollegin in Frankreich, weil der französische Markt für Seife und Kosmetik besonders wichtig ist. Aus Tschechien betreuen wir mit der Peter Cremer Central Europe s.r.o. den osteuropäischen Markt.

 

Welche aktuellen Trends sehen Sie auf dem Seifenmarkt?

Seit ich in dem Bereich tätig bin, ging die Entwicklung dahin, dass feste Seifen immer stärker von Flüssigseife abgelöst wurden. Doch das ändert sich seit ein paar Jahren. Seife hat eine Renaissance erlebt. Die Nachfrage nach möglichst natürlichen Produkten steigt.

Inzwischen kommt ein weiterer Trend hinzu: Seitdem Bewegungen wie Fridays for Future verstärkt in der Öffentlichkeit stehen, geht es nicht mehr nur darum, was für uns selbst gut ist, sondern wie wir dabei nachhaltig agieren, Ressourcen schonen und die Umwelt schützen können.

Welche Auswirkungen haben solche Trends auf Ihr Geschäft?

Die Nachfrage nach festen Seifen und Shampoos ist stark gestiegen. Stückseife kommt mit sehr wenig und teilweise sogar komplett ohne Verpackung aus. Außerdem ist sie sehr ergiebig und kann benutzt werden, bis sie komplett aufgebraucht ist.

Die festen Shampoos heutzutage sind keine klassischen Seifen mehr, die das Haar stumpf machen, sondern Mischungen aus pflanzlichen und synthetischen Inhaltsstoffen.

Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, bauen wir zusammen mit unserem Partner in Griechenland gerade eine Produktpalette in diesem Bereich auf. Dies ist ein weiterer Baustein unseres weitgehend einzigartigen Portfolios im Markt: Neben klassischen Qualitäten aus Asien, Bio-Angeboten aus Kolumbien, palmfreien Produkten und Shampoo-Basis können wir nun auch viele weitere Spezialitäten aus Griechenland anbieten.

Unser Seifen-Portfolio ist weitgehend einzigartig am Markt."

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

Ich habe im vergangen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie hauptsächlich mobil gearbeitet. Die Kommunikation mit Kunden oder Lieferanten läuft per E-Mail oder Telefon. Neben Kundenanfragen ist auch viel interne Kommunikation gefragt, sei es mit den Kolleg:innen aus Singapur, die den Kontakt zu unseren asiatischen Lieferanten pflegen, mit dem Operations-Team, um Geschäftsabläufe und Probleme zu klären, aber auch mit dem Qualitätsmanagement oder dem Marketing, wo es häufig auch um neue Projekte geht.

Vor Corona war ich häufig unterwegs, um Kund:innen oder Lieferanten zu treffen. Es gab feste Messetermine, an denen wir entweder als Besucher oder auch als Aussteller teilgenommen haben.

 

Sie sind seit mehr als 20 Jahren bei CREMER. Haben Sie eigentlich den Gründer, Peter Cremer, noch kennengelernt?

Oh ja! Peter Cremer war zwar nicht mehr aktiv im Geschäft, als ich meine Ausbildung begann, aber er hat häufig hier nach dem Rechten geschaut.

 

Erinnern Sie sich denn an ein besonderes Erlebnis mit ihm?

Ja, es gab eine lustige Begebenheit, die ich nicht vergessen werde. Wir Auszubildenden haben damals in der Mittagspause oft den Telefondienst in der Zentrale übernommen. 

Eines Tages kam Peter Cremer zu mir an den Counter und bat mich, seine Frau anzurufen und ihr auszurichten, dass sie zu Hause die Kartoffeln aufsetzen könne. Ich war zwar sehr verdutzt und traute mich das kaum. Aber ich rief seine Frau an, die tatsächlich ganz locker und entspannt reagierte und sich für den Anruf bedankte. Für sie schien es das Normalste der Welt zu sein.

Ich kann an keinem Seifenregal vorbeigehen, ohne zu gucken.

Wie war es denn damals als Auszubildende bei CREMER?

So wie heute waren auch damals die Azubis unentbehrlich. Ich hatte allerdings weder einen eigenen PC noch einen Internetzugang.

Unser Einsatzplan sah eigentlich vor, dass ich alle Abteilungen des Unternehmens durchlaufen sollte. Daraus wurde jedoch nichts. Als ich nach meinem ersten Einsatz in der Abteilung „Öle und Fette“ den Bereich wechselte, klingelte gleich am ersten Tag das Telefon und es hieß: „Wir brauchen sie wieder zurück“. Dann war ich wieder weg (lacht). 

Als Azubi kannte man damals jeden. Heute sind wir so gewachsen, dass ich aufgrund des mobilen Arbeitens nicht mal mehr alle meine neuen Kolleg:innen aus der OLEO kenne.

 

Welche drei Dinge lieben Sie am meisten an Ihrem Job?

Erstens: die Abwechslung. Obwohl ich mich nun schon 20 Jahren hauptsächlich mit dem Produktbereich Soap Noodles beschäftige, wird es nie langweilig. 

Zweitens: das Vertrauen. Mir wird freie Hand gelassen, bereits von Anfang an. Bei CREMER ist man Unternehmer:in im Unternehmen. Das bedeutet, autark und selbständig seinen Geschäftsbereich zu organisieren. Ich kann eigenständig die meisten Entscheidungen treffen, ohne vorher lang Rücksprache halten zu müssen.

Drittens mag ich die Flexibilität, die CREMER mir bietet. Gerade, wenn man Familie hat, sind flexible Arbeitszeiten und mobiles Arbeiten eine große Unterstützung. Auch schon vor Corona habe ich einen Tag pro Woche von zu Hause gearbeitet. Das ist hier alles möglich.

 

Apropos zu Hause: Welche Seife benutzen Sie eigentlich selbst am liebsten?

Meine Familie und ich benutzen inzwischen ausschließlich Stückseife oder festes Shampoo für die Haarwäsche. Da ich von Kundenbesuchen meistens Seife mitbringe, benutzen wir querbeet alles, was wir gerade so haben. Wir sind allerdings erst auf Stückseife umgestiegen, als wir uns wegen Corona noch häufiger die Hände gewaschen haben. Von der Flüssigseife haben vor allem die Kinder rote und trockene Haut bekommen.

Seit wir Stückseife benutzen, ist das wesentlich besser geworden. Anscheinend haben diese Erkenntnis auch andere gewonnen, denn die Nachfrage nach unseren Soap Noodles ist seit Corona nochmal enorm gestiegen.

 

Hand aufs Herz: Wie ist es für Sie, durch eine Drogerie zu gehen?

Das ist wirklich schwierig (lacht). Wenn ich in einem Hotel übernachte oder durch einen Laden gehe, checke ich immer erst einmal, welche Seife es dort gibt.

Ich schaue mir an, welche Inhaltsstoffe enthalten sind, ob tierische oder pflanzliche Seifennudeln eingesetzt wurden, wer der Hersteller ist und überlege, ob er schon Kunde ist. Ich kann an keinem Seifenregal vorbeigehen, ohne zu gucken.